Für die Ewigkeit

Ölgemälde, antike Möbel, schwere Teppiche auf Holzdielenböden, Blei­glasfenster und jede Menge Bücher. Im Haus der Puttys scheint die Zeit stehengeblieben zu sein.

Anke, Reinhard, Berthold – alle Nachbarn sind gewissermaßen alte Freunde und Bekannte. Mit Nachbarschaft ist in diesem Fall eigentlich das gesamte Luisenviertel gemeint. Wer beinahe sein ganzes Leben an einem Ort verbringt, der geht nicht unerkannt aus dem Haus. Auch Geheimnisse halten hier nicht besonders lange, sagt Rainer Putty, „es ist wie in einem kleinen Dorf. Hier ist Tratsch und Klatsch an der Tagesordnung. Wer im Dorf lebt, muss mit dem Dorf leben.“ Der alteingesessene Luisenviertelbewohner und Inhaber des Familienbetriebs Bürobedarf Illert ist Besitzer eines Eckhauses im Herzen der Wuppertaler Altstadt. Sein Domizil teilt er sich mit seiner Frau Eleonore und zwei Hunden, die ein lautes Bellkonzert zur Begrüßung veranstalten. Eine alte Holztreppe führt in die erste Etage, vorbei an zahlreichen Gemälden, viele von Wuppertaler Künstlern, aber auch aus Frankreich und anderen Ländern. Eines zeigt das Haus der Puttys von außen, ein anderes den Blick aus der Fahrkabine einer Schwebebahn der Zwanzigerjahre. Im Flur sind Bleiglasfenster im Jugendstil verbaut. Ausnahmslos alle Zimmer des Hauses sind mit antikem Interieur bestückt. „Einiges davon stammt aus dem Nachlass meines Vaters“, so Rainer Putty. Der war seinerzeit Antiquitätenhändler. Möbel für die Ewigkeit. Das weiße Arrangement aus Holzstühlen und einem Tisch im Lesezimmer – hier steht ein wandfüllendes Regal mit Kunstbüchern und in einer Ecke der bescheidene Fernseher der Familie – wirkt dagegen etwas neuer. Und richtig: Es wurde zuletzt angeschafft.

Wuppertal in Boston

Im Wohnzimmer stehen zwei antike Sekretäre, ein riesiger bergischer Barockschrank, eine Vitrine mit alten Vasen und anderen Sammelobjekten sowie eine eher moderne Couchgarnitur. Direkt daneben hängt das liebste aller Bilder im Haus: ein Ölgemälde von der nächtlichen Schwebebahn. Es zeigt den Blick von der Brücke Eisenstraße in Richtung Elberfelder Innenstadt. Auf dem Gerüst wird offensichtlich geschweißt – ein Motiv, das man als Wuppertaler nur zu gut kennt. Wirklich überraschend ist, wo das Kunstwerk herkommt. Erstanden haben es die Eheleute nämlich in Boston. „Wenn die Sonne hier rein scheint, hat das eine ungemeine Leuchtkraft“, schwärmt Rainer Putty.

Das Luisenviertel, für Putty bedeutet das Heimat. Schon seine Kindheit hat der heute über Siebzigjährige hier verbracht, in unmittelbarer Nähe zu seinem jetzigen Wohnraum. Als Galerist und Verleger lebte er dann in Berlin, London – und am Dönberg. 1979 ergriff er die Gelegenheit und kaufte das alte Eckhaus, das früher als Pfarrhaus diente. Die Räume im Erdgeschoss wurden eine Zeit lang von einem alternativen Kindergarten genutzt. Immer wieder ist seitdem restauriert und renoviert worden. Rainer Putty. „Bei so einem Haus fällt im Prinzip immer was an.“

Auf die Frage, was ihm denn nun am besten an seinem Heim gefalle, antwortet er: „Das Gefühl, dass ich am liebsten nur horizontal hier rausgetragen werden möchte.“ Den großen Garten hinterm Haus nutzen die Puttys nur sporadisch. „Ich bin einfach kein Gartentyp“, so Rainer Putty. Lieber verbringen er und seine Frau die Zeit in den Restaurants und Cafés um die Ecke. Man schätze vor allem „die Lebendigkeit der Straße.“