Mit dem „kulturmagazin“ startete im Januar 1978 das erste regelmäßig erscheinende Veranstaltungsmagazin für die drei Bergischen Städte. Nach zwölf Ausgaben musste das Projekt aus finanziellen Gründen eingestellt werden. Ein Rückblick.
Vor 40 Jahren waren Lutz Cleffmann und Axel Behr mit dem Ziel gestartet, ein eigenständiges Veranstaltungsmagazin für das Bergische Land herauszubringen. Was die beiden jungen Journalisten dann auf die Beine stellten, ging weit darüber hinaus. Unter dem simplen Titel „kulturmagazin – Stadtillustrierte für Wuppertal, Solingen, Remscheid“ veröffentlichten sie monatlich aktuelle Artikel zu kulturell relevanten Themen. Damals das erste Heft seiner Art für die hiesigen Gefilde. Heute wirkt das Magazin freilich wie ein Relikt aus längst vergangenen Zeiten – zumindest was die einfarbige Gestaltung angeht. Die Themen waren hart am Puls der Siebziger. Für zuerst 1,80 und später 2,50 D-Mark gab es unter anderem Kurzgeschichten, TV-Tipps, Kommentare, Film- und Konzertkritiken, Termine, Platten- und Buchbesprechungen und Kleinanzeigen. Letztere erinnern beim heutigen Lesen an regionale WhatsApp- oder Facebook-Gruppen.
Dutschke, Burdon, Ustinov
„Eines der Highlights war eine Charles Bukowski-Geschichte im amerikanischen Original, die wir von seinem deutschen Übersetzer bekommen hatten“, erinnert sich Axel Behr. „Außerdem hatten wir Interviews mit Rudi Dutschke, Peter Ustinov, Eric Burdon und mit dem März-Verlags-Gründer Jörg Schröder.“ Weitere große Namen waren zum Beispiel Jörg Fauser und Richard Brautigam, die Prosatexte für das kulturmagazin verfassten. Der später mehrfach mit dem Grimme-Preis ausgezeichnete Wuppertaler Künstler Volker Anding schrieb als „Werner Baedecker“ eine Kolumne aus New York. Der damals aus der Musikzeitschrift „Sounds“ bekannte Kulturjournalist Helmut Salzinger steuerte eine Kolumne mit dem Titel „Rock um die Uhr“ bei und der heutige Autor und stellvertretende WDR-Hörfunkdirektor Jochen Rausch schrieb Konzertkritiken.
Alles Handarbeit
Während der nur einjährigen Präsenz des kulturmagazins auf dem Zeitschriftenmarkt ist es dem Team um Axel Behr und Lutz Cleffmann auch gelungen Diskussionen anzustoßen. Einer der größten Aufreger war ein klares Plädoyer gegen die Umgestaltung des Laurentiusplatzes, dabei ging es vor allem darum, den alten Baumbestand zu retten. Gelungen ist das letztlich nicht. Darüber hinaus gab es eine große Titelgeschichte über die rigorosen Abrisspläne alter Gebäude im Stadtgebiet, die für Gesprächsstoff sorgte. Konkret ging es um das Bügeleisenhaus an der Ecke Ottenbrucher / Grünewalder Berg. Seit 1987 steht das Wohnhaus mit der prägnanten Form unter Denkmalschutz.
„An einer Ausgabe arbeiteten rund 20 Menschen mit, die wir mit 5 Mark pro Stunde bezahlten.“
Gestaltet wurde das Heft von dem Wuppertaler Schriftsteller, Zeichner und Musiker Eugen Egner. Logischerweise nicht bequem an einem Desktop-PC, sondern mit einem IBM Composer, einer Art Schreibmaschine mit eingebautem Speicher. Die Produktion wurde zu einem großen Teil in Handarbeit und komplett in Eigenregie umgesetzt. Axel Behr: „Die Auflage betrug 5.000 Exemplare, die wir in der Simonsstraße druckten, von Hand zusammentrugen – in Nachtschichten mit Freunden und Bekannten. An einer Ausgabe arbeiteten rund 20 Menschen mit, die wir mit 5 Mark pro Stunde bezahlten.“ Im Keller der Produktionsstätte, die sich gegenüber dem heutigen Café Simonz befand, betrieb Axel Behr einen Handel mit gebrauchten Comics.
Das Magazin kam gut an in der lokalen Kulturszene. Nur die für eine derartige Publikation überlebenswichtigen Anzeigenkunden blieben aus. „Wir hatten lediglich Roth Händle auf dem Rücktitel und den Verlag (Kiepenheuer und Witsch). Uns ging einfach die Puste, sprich das Geld, aus, auch wenn wir bei der Gründung des ersten bundesweiten Anzeigenverbundes für Stadtillustrierte dabei waren.“ Und so musste das kulturmagazin nach nur einem Jahr die Segel streichen.
Lutz Cleffmann führte die Druckerei am Arrenberg noch einige Zeit weiter, machte dann ein Volontariat bei der Rheinischen Post und gründete schließlich eine eigene PR-Agentur. Axel Behr kam nach drei Jahren, in denen er eine Windsurfschule in Griechenland aufbauen wollte, zum WDR in Wuppertal, wo er 30 Jahre lang als freier Mitarbeiter arbeitete. Wie viele Exemplare des kulturmagazins heute noch erhalten sind ist schwer zu sagen. Axel Behr hat zumindest ein Exemplar jeder Ausgabe für die Nachwelt gesichert.