Mit der Rösterei ChiCoffee gibt es im Wuppertaler Luisenviertel jetzt
einen Ort für echte Kaffee-Gourmets. Die verschiedenen Sorten sind nach Wuppertaler Orten benannt. Ein Gespräch mit dem Besitzer und Kaffee-Enthusiasten Cemal Şişman.
Cemal Şişman ist Vollblut-Gastronom. Kaffee ist und war schon immer seine große Leidenschaft. Heute ist es seine Profession. Er ist der Inhaber der neuen Rösterei ChiCoffee in der Friedrich-Ebert-Straße. Wenn der 57-Jährige über Kaffeebohnen, die Ernte, das Rösten oder die diversen Brüh- und Filterverfahren spricht, leuchten seine Augen. Zusammen mit Gleichgesinnten aus dem Freundes- und Bekanntenkreis hat er vor einigen Jahren in Istanbul zuerst eine IHK-Akademie für Gastronomen (2011) und später eine neue Art Restaurant ins Leben gerufen: eine Mischung aus Rösterei und Gastronomie. Unter dem Label Coffee Manifesto wird den Gästen im Herzen der türkischen Hauptstadt exzellenter Kaffee und ausgesuchte Snacks feilgeboten.
Das internationale Netzwerk von Cemal Şişman ist wirklich beachtlich und macht einen großen Teil seines Erfolges aus. Beispielsweise besucht er regelmäßig Fair-Trade-Kaffeebauern in Afrika, Südamerika und Asien, von denen er seine qualitativ hochwertigen Bohnen bezieht. Jetzt bringt er sein geballtes Know-how ins Luisenviertel.
Wuppertaler Kaffeesorten
Den Rösterei-Standort mitten im Luisenviertel hat er ganz bewusst ausgewählt. Hier wohnt er. Und hier hat er einen großen Teil seiner Jugend verbracht. In den hiesigen Cafés und Kneipen hat er sich seinerzeit mit Nebenjobs das Taschengeld aufgebessert. Hier kann er auf die tatkräftige Unterstützung aus der Familie und dem Freundeskreis vertrauen. Dementsprechend ist das ChiCoffee auch als kleiner Familienbetrieb geplant, sagt Cemal Şişman. Alle sollen sich einbringen. Sogar die Gäste. Die werden nämlich an der Entwicklung des Sortiments beteiligt. Mindestens einmal in der Woche will Şişman zum sogenannten Cupping einladen. Dabei werden unterschiedliche Varianten einer Kaffeesorte getestet und bewertet. Zu Beginn wird es allerdings nur zwei verschiedene Sorten im ChiCoffee zu kaufen geben. Ihre klangvollen Namen: Ölberg und Luisenviertel. Ein klares Bekenntnis zum Heimatort.
Dazu kann man dann selbstgemachten Kuchen, Gebäck oder kleine Snacks genießen. Auch hier ist erst einmal alles offen. Das Angebot soll sich mit der Zeit entwickeln. Er freue sich schon jetzt auf die Reaktionen und Anregungen der Menschen aus dem Viertel, sagt Cemal Şişman.
Entwicklungshilfe
Eine Sache überlässt Şişman allerdings nicht dem Publikum: die Auswahl der Kaffeebohnen. Hier kommt seine ganz persönliche Erfahrung ins Spiel. Und seine Leidenschaft für hochwertige und fair gehandelte Rohstoffe. „Alle reden von Fair Trade“, sagt er. „Wir machen es einfach.“ Das beinhalte auch kleinere Entwicklungshilfen in den Erzeugerländern. „Manchmal helfen wir bei der Sammlung von Spendengeldern, zum Beispiel für einen Brunnen“, so der Kaffee-Experte. „Die großen Kaffeehersteller schmücken sich mit bunten Logos, aber die kleinen Röstereien tun letztlich viel mehr, um die Umstände vor Ort zu verbessern.“ Oft brauche es dafür gar nicht viel, mit ein- bis zweitausend Euro ließe sich bereits viel erreichen. Derartiges Engagement ist nicht selten in den Kreisen der Third-Wave-Verfechter, zu denen sich auch Şişman zählt. Die Devise: Spitzenkaffee, der unter fairen Bedingungen hergestellt und verarbeitet wird – und der die gesamte Aromenpalette der wertvollen Bohnen zum Vorschein bringt.
Und wie trinkt der Bohnenflüsterer seinen eigenen Kaffee am liebsten? „Entweder einen doppelten Espresso oder einen handgebrühten V60-Filterkaffee.“ Wobei er erstgenannten vor allem für seinen intensiven Geschmack und letzteren für seine Aromenvielfalt schätzt. Schon mit vergleichsweise kleinem Aufwand könne jeder Kaffeetrinker zu Hause die Qualität des dunklen Heißgetränks verbessern. Cemal Şişman gibt sein Wissen gerne weiter. Schon bald sollen bei ChiCoffee auch verschiedene Workshops angeboten werden. Spezielles Vorwissen brauche es dafür nicht. „Beim Brühen werden die meisten Fehler gemacht“, erklärt er. Mit nur wenigen Tricks lasse sich der Geschmack ganz leicht verbessern. Und wer zu Hause doch lieber auf althergebrachte Techniken setzt, der kann sich in Zukunft zumindest im ChiCoffee mit Kaffeevariationen aus Meisterhand verwöhnen lassen.