Sein Name ist Mattia Rübenstrunk. Aber die meisten kennen ihn nur unter dem Namen Warriorsound. Auf sogenannten Clashes, bei denen Reggae-Soundsystems um die Gunst des Publikums kämpfen, ist er ein gefürchteter Gegner. Eigentlich ist er aber ein ganz netter Kerl.
Ein Reggae-Soundsystem besteht in der Regel aus mindestens zwei Personen: dem Selector (Discjockey) und einem MC (Master of Ceremonies). Ersterer legt die Musik auf und der MC animiert das Publikum mit Zurufen oder Aktionen. Viele Soundsystems zählen fünf oder mehr Mitstreiter. Beim Wuppertaler Warriorsound erledigt Mattia Rübenstrunk den Job komplett alleine. Und das mit durchschlagendem Erfolg.
Kämpfernatur
Mister „One Man Army“ – so wird er gerne mal genannt – begrüßt uns mit einem Lächeln. Gestern Nachmittag sei er aus Barcelona gekommen, erzählt er uns beim Betreten seiner Wohnung in Barmen. Allein in den letzten sieben Tagen war er auf fünf Events. Anmerken tut man ihm das nicht. Er wirkt frisch und gut gelaunt. „Seit ein, zwei Jahren geht es richtig ab. Ich mache etwa 100 Shows jährlich und bin mindestens dreimal außerhalb Europas unterwegs“, sagt er. New York, Trinidad, Bermuda, Grenada, Jamaika, Zürich, Detroit … und immer wieder Wuppertal. Vor gut 13 Jahren hat alles im heimischen U-Club angefangen, „damals noch zusammen mit Ditch, der aber wegen Ohrproblemen aufhören musste“, erzählt der heute 32-Jährige. Hier ist gewissermaßen sein Wohnzimmer, seine Basis. Und auch das Sprungbrett für den Erfolg von Warriorsound. Heute zählt die Location in der Friedrich-Ebert-Straße zu den angesagtesten Adressen für partyhungrige Reggae-Fans aus ganz Deutschland. Die Leser der Szene-Zeitschrift „Riddim“ haben den U-Club in den vergangenen Jahren mehrfach zum besten Club Deutschlands gewählt. Mattias donnerstäglich stattfindende Jamaican Rum Night wurde in diesem Jahr zur bundesweit besten Party gekürt, sein Soundsystem Warriorsound zum besten nationalen Sound.
Grenzen sprengen
Das kleine Arbeitszimmer ist prall gefüllt mit Vinyl-Platten, Warriorsound-Merchandise-
Artikeln, Elektronik und diversen Pokalen unterschiedlicher Größe. Ein Workaholic? Ein vom Erfolg Getriebener? „Nein, überhaupt nicht. Ich liebe einfach das, was ich mache. Das Reisen, neue Leute kennenlernen und das alles. Aber wenn ich mal ein freies Wochenende habe, rolle ich mich auch gerne mit Jogginghose auf der Couch“, so Mattia Rübenstrunk. Seiner regen Aktivität in der Szene habe er es auch zu verdanken, dass er auf jedem Reggae-Event in Europa bekannte Gesichter treffe, sagt er. Auf seiner Facebook-Seite steht derweil geschrieben „Break the Borders“. Ein Motto, das sich nicht nur auf Landesgrenzen bezieht, sondern vor allem auf musikalische Genres. Berührungsängste? Fehlanzeige. „Wenn du eine gesunde Mischung hinkriegst, dann ist eine Dancehall-Party auch interessant für jemanden, der mit Reggae nicht so viele Berührungspunkte hat. Gerade auf der Jamaican Rum Night versuche ich immer ein breites Publikum anzusprechen.“
Die Tatsache, dass er grundsätzlich alleine hinter dem DJ-Pult – manchmal auch davor oder oben drauf – steht, ist für ihn keine Einschränkung. Im Gegenteil. „Wenn du alleine spielst, bist du auch alleine für die Fehler verantwortlich. Und wenn es gut läuft, kann ich mir natürlich selbst auf die Schulter klopfen. Ich sehe da eigentlich keine Nachteile.“ Auch wenn es darum gehe, für Veranstaltungen gebucht zu werden, sei der Alleingang eher vorteilhaft, weil die Nebenkosten für eine Person natürlich niedriger sind.
Munition auf Bestellung
Um in den regelmäßigen Clashes mithalten zu können, muss jedes Soundsystem in sogenannte Dubplates investieren. Das sind von bekannten Reggae-Künstlern eingesungene Songs, in denen der Name des jeweiligen Soundsystems glorifiziert wird. Durch seine vielen Reisen und die Präsenz im U-Club kann Mattia inzwischen auf eine beachtliche Sammlung zurückgreifen: „Die Dubplates sind ein essentieller Bestandteil für mich. Sozusagen mein Munitionskoffer für die Clashes.“ Allerdings auch nicht ganz billig. Zwischen 200 und 1.500 Euro muss man für einen etwa zwei Minuten langen Song auf den Tisch legen – und dabei handelt es sich stets um ein bereits fertiges Stück, das lediglich mit einer neuen Gesangsspur versehen wird. Ein ausgefeiltes Business, das vor dem Hintergrund der ständigen Verfügbarkeit von Musik im Internet aber eine wichtige Einnahmequelle für die Reggae-Künstler darstellt.
Und wo würde der Wuppertaler gerne noch spielen, wenn er einen Wunsch frei hätte? „World Clash Jamaica in Montego Bay, das ist der größte Soundclash der Welt. Da will jeder hin. Eine Japan-Tour wäre auch nett. Die Szene dort ist riesig.“ Bei all dem Trubel und den vielen Reisen steht für Mattia aber eines fest: Am liebsten spielt er auf seiner eigenen Veranstaltung, der Jamaican Rum Night: „Hier ist meine Homebase, hier kann ich auch mal Sachen ausprobieren. Das macht einfach jedes Mal einen Riesenspaß.“ Und das kann man ganz genau sehen, wenn er als Warriorsound International den U-Club zum Kochen bringt.