Csilla Letay ist seit rund vier Jahren Viertelbewohnerin. Hier hat sie sich ein außerordentlich gemütliches Zuhause eingerichtet – mit vielen Erinnerungen, neuen Schätzen und einem guten Blick für die richtige Mischung.
Von außen betrachtet fügt sich das Wohnhaus mit der geschieferten Fassade und den rustikalen Holzklappläden perfekt in das Gebäude-Ensemble des Luisenviertels ein. Laut Eintragung in der Denkmalliste der Stadt Wuppertal ist das Haus „ein unverzichtbarer Bestandteil der historischen Bebauung und ein Zeugnis für die Geschichte Elberfelds“. Erbaut wurde es irgendwann in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Csilla Letay, die junge Bewohnerin im ersten Stock des Hauses, hat es sich 2015 nach ihrem Studium in Köln und verschiedenen anderen Stationen hier gemütlich gemacht.
Vormieter der rund 40 Quadratmeter großen Wohnung war ein Freund. Der erste Blick beim Betreten der Wohnung fällt auf das die gesamte Wand einnehmende Bücherregal im Wohnzimmer. Rund drei- bis viertausend Bücher sind es wohl insgesamt, schätzt Csilla Letay, die diesen Schatz vor einigen Jahren von ihrem Großvater geerbt und mit einigen Hundert eigenen Büchern zusammengeführt hat. „Ich habe ihm versprochen, dass ich mich gerne um seine Bücher kümmere“, sagt sie. Spuren des Opas, der als Lyriker und Chefredakteur eines ungarischen Literaturmagazins gearbeitet hat, finden sich überall in der Wohnung. Von einem naturalistischen Gemälde, das auf dem ausziehbaren Esstisch seinen Platz gefunden hat, scheint er das Leben seiner Enkelin mitzuverfolgen.
„Ich hätte auch gerne die Möbel und andere Dinge von meinen Großeltern gerettet, das war aber nicht so einfach zu organisieren, und ich war auch noch etwas zu jung“, erklärt Csilla Letay, die selbst auch das Schreiben zur Profession gemacht hat. Für die Industrie- und Handelskammer arbeitet sie als Pressereferentin und Redakteurin des Monatsmagazins „Bergische Wirtschaft“, außerdem schreibt sie für das Musikmagazin „Faze“ als freie Mitarbeiterin. In ihrer Freizeit engagiert sie sich darüber hinaus ehrenamtlich für das Freibad Mirke. Viel Zeit, um die eigenen vier Wände zu genießen, bleibt da eigentlich nicht. „Ich bin gerne unterwegs und muss immer was vorhaben“, sagt sie.
Leben in der Altstadt
Csilla Letay stammt aus einer deutsch-ungarischen Familie. Sie selbst wurde in Klausenburg, Rumänien, geboren. Wann genau das war, möchte die Viertelbewohnerin allerdings nicht so gerne verraten. Ihre gesamte Kindheit hat sie in Wuppertal verbracht. Die Entscheidung, wieder in die Heimatstadt zurückzukehren, fiel ihr darum nicht schwer. Csilla Letay fühlt sich heute sichtlich wohl in ihrer kleinen Wohnung mitten im Viertel. An den Trubel vor der Haustür hat sie sich schnell gewöhnt. „Das ist immer auch abhängig von meiner Gemütsstimmung. Eigentlich stört es mich aber nicht“, so Letay.
„Ich finde es schön, Originale zu besitzen, Dinge, die einzigartig sind, keine Serienprodukte.“
Das sieht man der Ausstattung an. Das Interieur ist eine geschmackvolle Mischung aus Alt und Neu. Einiges stammt von ihrer Familie, einiges ist selbst gekauft, einiges gefunden. Im Wohnzimmer steht ein alter Ausziehtisch aus Holz mit Stühlen aus den 60er Jahren, eine moderne, dunkelgraue Couch in der Mitte vor dem Wandregal, ein kleiner Sekretär auf der Fensterseite, von der Decke hängt eine stylische Designlampe aus Kupferdraht und überall gibt es etwas zu entdecken. Besonders stolz ist Csilla Letay auf ihre selbstgezüchtete Avocadopflanze, die auf dem Fenstersims das Tageslicht genießt.
Holprige Ankunft
Auf einem großen Geschirrschrank aus hellem Holz stehen alte Apothekerflaschen, daneben diverse kleine und größere Bilder, zwei davon sind von ihrem Großvater. „Die beiden Aquarelle hat er damals aus Paris mitgebracht“, erklärt Letay. In einem sehr kleinen, weißen Rahmen befindet sich ein orangefarbenes Stoffstück, ein Überbleibsel von Christos Kunstinstallation „The Floating Piers“ auf dem italienischen Iseosee. Außerdem eine Zeichnung mit einer Katze. „Ich bin ein Katzenmensch“, sagt Letay und hat gleich noch eine passende Geschichte dazu zu erzählen. „Am Weltkatzentag hat mich die Nachbarskatze am Schlafzimmerfenster begrüßt. Um da raufzukommen, muss sie an den Weinranken hochklettern, einen anderen Weg gibt es nicht. Und das hat sie mit nur einem Auge geschafft.“
Der besagte Geschirrschrank im Wohnzimmer ist die letzte Anschaffung der Bewohnerin und der hat sich etwas gesträubt, seinen Platz in der Wohnung einzunehmen: „Wir haben den Schrank nicht durch den engen Flur bekommen, da musste dann ein Umzugsunternehmen ran. Die wollten das Sideboard mit einer Laderampe durchs Fenster hieven. Das hat aber auch nicht so richtig geklappt. Am Ende musste es auseinandergebaut, hochgetragen und wieder zusammengebaut werden“, erzählt Csilla Letay und lacht. Und was plant die junge Frau für die Zukunft? Irgendwann will sie ein Buch schreiben, noch viel mehr reisen und mit ihrer ehrenamtlichen Arbeit dabei helfen, das Freibad Mirke zu einem Naturbad umzugestalten. Auch für ihre Wohnung hat Csilla Letay Pläne: „Neben dem Sofa hätte ich gerne eine neue Lampe und die Stühle am Esstisch sind mir etwas zu wuchtig. Eine etwas größere Wohnung wäre natürlich auch schön“, sagt sie. Allzu weit weg sollte die dann aber möglichst nicht liegen – am liebsten wieder mitten im Viertel.