Pedalero ist Fahrradkurier und -werkstatt in einem. In dem kleinen Laden in der Wuppertaler Luisenstraße arbeiten Menschen mit Kettenfett im Blut.
Benedikt Schulz ist auf dem Sprung. Wie eigentlich immer. Denn „die Aufträge gehen vor“, erklärt er. Der 55-Jährige ist Inhaber und gleichzeitig dienstältester Fahrer von Pedalero. Ein nahendes Ende der Arbeit aufgrund seines Alters kommt für den leidenschaftlichen Radfahrer nicht infrage. Sein Ladengeschäft mit angeschlossener Fahrradwerkstatt findet sich seit über 17 Jahren in der Luisenstraße – der ersten und einzigen Fahrradstraße im Tal. Transportiert wird seitdem alles, was in die großen Kuriertaschen, aber nicht durch die digitale Datenleitung passt. Weniger geworden sei das Kuriergeschäft durch das Internet zwar nicht, sagt Schulz, aber das Transportgut habe sich gewandelt.
Netzhaut per Kurier
Heute befördern die insgesamt sechs bis acht Pedalero-Fahrer zum Beispiel viele Lieferungen von Zahntechniklaboren. Früher waren es oftmals Fotografen, Druckereien und Agenturen. „Viele können sich schlicht nicht vorstellen, dass es Fahrradkuriere in Wuppertal gibt“, so Schulz. Das liege wohl an der Topografie. Dabei hat die Stadt seit einiger Zeit mit der Nordbahntrasse eine hervorragende Stadtautobahn für Zweiradenthusiasten in petto. „Das ist schon eine schöne Sache“, findet Benedikt Schulz. Fahrten über die Trasse gehören zu seinen Lieblingsrouten.
Das skurrilste Transportgut, an das er sich erinnert, war eine Netzhaut, die möglichst schnell zum Ort der Transplantation befördert werden musste. Das kann dann schon mal schweißtreibend sein. Entgegen der allgemeinen Vorstellung sind Kraft und Kondition allerdings nicht die größten Herausforderungen bei dem Job als Fahrradkurier, sondern die Ortskenntnis im Stadtgebiet. Dem stimmt auch der Sohn des Besitzers, Nils, zu. Der 19-Jährige jobbt neben dem Studium als Kurierfahrer beim Papa. Jetzt nur noch schnell das Foto – dann geht es weiter zum nächsten Auftrag.