Die Wohnung von Tara Engels und David Demirov ist ein Kleinod im Zentrum des Wuppertaler Luisenviertels. Die Einrichtung: eine geschmackvolle Mischung aus vielen alten, einigen neuen und manchen kuriosen Dingen. Und: viel Grün.
Es scheint eine gemütliche Runde zu sein. Im Wohnzimmer entspannen sich Herr Schulz und seine Freundin Pippa. Sie auf einem großen weichen Kissen, das auf dem Boden liegt, er auf einem braun-orangenem 70er-Jahre-Retro-Cordsessel mit Streifen. Nur kurz würdigen die beiden blondhaarigen unsere Ankunft. Aufstehen? Fehlanzeige. Pippa heißt eigentlich Philippa und ist eine stattliche Mischlingshündin aus Griechenland, die Herr Schulz heute einen Besuch abstattet. Gemeinschaftliches Chillen inklusive. Herr Schulz ist eine Setter-Mischung mit einem durch und durch tiefenentspannten Gemüt. Die zweibeinigen Bewohner, Tara Engels und ihr Freund David Demirov, der von allen nur Dade genannt wird, leben seit ungefähr zwei Jahren hier im Viertel.
So etwa 90 Quadratmeter habe die Wohnung, sagt Tara Engels, vielleicht etwas mehr. Ausreichend Platz ist auf jeden Fall für alle Bewohner vorhanden. „David hat vorher in einer kleineren Wohnung hier im Haus gewohnt. Als diese hier vor zwei Jahren frei wurde, haben wir sofort zugeschlagen“, erzählt die 27-jährige Sportstudentin. Sie selbst habe zuvor erst in Bonn und dann in Köln gewohnt. „Ich brauche einfach etwas Trubel, bin irgendwie ein Stadtmensch“, sagt sie mit Blick auf die neue Wohnsituation im belebten Viertel.
Grüner Daumen
Neben dem großen Wohnzimmer gibt es noch einen altbautypisch langgezogenen Flur, eine Küche, deren großes Fenster mit Südausrichtung als sommerlicher Balkonersatz dient, natürlich ein Badezimmer, ein bescheidenes Schlafzimmer und ein mittelgroßes Durchgangszimmer. In diesem ist eine Ecke direkt am Fenster für Pflanzen jeglicher Art reserviert. Ein riesiger Ficus Benjamini, ein prächtig gedeihender Orangenbaum mit frischen Früchten und diverse andere Gewächse tummeln sich hier im schräg einfallenden Sonnenlicht. „Pflanzen sind Davids Leidenschaft, der kriegt einfach alles wieder aufgepäppelt“, sagt die junge Frau. Auch ein kleiner, sehr gepflegter Bonsaibaum auf dem Fensterbrett in der Küche gehört zur grünen Sammlung. Diesem gilt aktuell die ganze Aufmerksamkeit von David Demirov, denn das empfindliche Bäumchen muss regelmäßig den Platz wechseln, damit es das Lichtangebot optimal ausnutzen kann. Dem grünen Daumen Demirovs ist es denn auch zu verdanken, dass einige Freunde und Bekannte ihre vernachlässigten und geschwächten Pflanzen in der Wohnung der beiden geparkt haben. Die fürsorgliche Pflege des 31-Jährigen hat schon so manchem Elendspflänzchen zu einem üppigen Prachtwuchs verholfen. Das Ergebnis ist überall in der Wohnung zu bestaunen.
„Ich brauche einfach etwas Trubel, bin irgendwie ein Stadtmensch.“
Harmonie und Chaos
Wenn es nach Tara Engels geht, könnte das Zwischenzimmer schon bald eine neue Nutzung erfahren: „Ich hätte unheimlich gerne ein Klavier. Meine Eltern hatten früher eins, das aber nach dem Umzug bei Freunden in der Wohnung gelandet ist.“ Die Luisenviertelbewohnerin hat rund zehn Jahre lang Klavierunterricht genossen, jetzt möchte sie wieder in die Tasten hauen. Der Platz dafür wäre auf jeden Fall vorhanden. Mal schauen.
Zurück im Wohnzimmer fallen die in Gruppen gehängten Bilder an den Wänden auf. Es sind meist kleinformatige, gerahmte Exemplare. Eine kunterbunte Mischung aus Fotos, Zeitungsausschnitten, Zeichnungen und Fundstücken, die auf eine ganz eigene Art miteinander harmonieren. Im Eingangsbereich hängt eine großformatige Leinwand, ein selbstgemaltes Geschenk von Tara Engels‘ Mutter. Über dem roten Sofa hängt eine Reihe von verschiedenen Frida-Kahlo-Porträts. „Die finde ich einfach cool. Eine starke Frau“, erklärt Tara Engels.
In einem kleinen, kniehohen Regal unter dem Fenster steht ein altes grünes Telefon mit Wählscheibe, das haben die Bewohner auf dem Dachboden des Hauses entdeckt und kurzerhand als Wohnaccessoire umfunktioniert. Vor dem Regal liegen zwei Bodensitzkissen aus geflochtenem Stroh – die neueste Anschaffung der beiden. Ansonsten besteht die Einrichtung aus Neuem, Geschenktem und Gefundenem. Sogar ein echter Perserteppich aus dem Iran schmückt den Laminatboden. Ein Hochzeitsgeschenk, sagt Tara Engels, das seinerzeit ihren Eltern übergeben wurde und nun hier ein neues Zuhause gefunden hat. Die eingangs erwähnten Cordsessel seien übrigens auch echte Unikate, fügt sie hinzu, erworben wurden sie im ehemaligen „Berliner Zimmer“ in der Friedrich-Ebert-Straße. Ob Herr Schulz sich für all das interessiert? Es sieht nicht so aus.