Grüne Hügel, eine Allee, ein Fluss und ein einsames Haus. Das war der Arrenberg vor rund 180 Jahren. Heute tummeln sich hier kleine Firmen, Galerien, soziale Einrichtungen – und natürlich die Bewohner, die die Entwicklung ihres Quartiers selbst in die Hand genommen haben.
„Es ist eine stille, freundliche Gegend, die besonders von einiger Entfernung aus ein recht trauliches, idyllisches Aussehen hat“, schreibt Wilhelm Langewiesche 1863. Die Gegend, die der Stadtschreiber und Verleger hier beschreibt, ist heute unter dem Namen Arrenberg bekannt, benannt nach dem nördlichen Hang des Kiesbergs. Ein Ortsteil, der erstmals 1345 urkundlich erwähnt wurde. Damals markierten lediglich zwei Hofschaften den Anfang des Stadtteils. Die Großstadt Wuppertal endete zu dieser Zeit am heutigen Robert-Daum-Platz. Heute befindet sich das Quartier nach eigenem Selbstverständnis „im Aufbruch“.
Haus aus der Vergangenheit
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts existierte nur ein kleiner Holzsteg über die Wupper, der den Zugang von der damaligen Königstraße (heute Friedrich-Ebert-Straße) ermöglichte. Passiert man diese Stelle heute – inzwischen über die imposante Stahlbogenbrücke an der Moritzstraße –, kommt man an der sogenannten Benjaminshütte vorbei. Auf einem Gemälde von Friedrich Andriessen aus dem Jahre 1836 (siehe Bild links) erkennt man das freistehende Gebäude am Flussufer. Heute steht dort – an der Simonsstraße 2 – ein wuchtiges Eckhaus, dem seine lange zurückreichende Geschichte nicht auf den ersten Blick anzusehen ist. „Es war das erste Industriegebäude am Arrenberg. Man vermutet, dass das Gebäude ursprünglich als Eisenhütte genutzt wurde, ein für die Gegend eher seltener Industriezweig“, erzählt Alexander Becker. Der in der Nützenberger Straße wohnende Architekt hat ein echtes Faible für Wuppertaler Stadtentwicklung und beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit der Geschichte und Weiterentwicklung von Stadtteilen. Nach 1880 wurde das aus Bruchsteinen gemauerte Gebäude von mehreren Besitzern als Färberei genutzt. „Der Name Benjaminshütte soll ursprünglich auf den Fabrikanten und Stadtrat Benjamin Simons zurückgehen“, weiß Alexander Becker zu berichten. Auf alten Karten des Quartiers sind außerdem Pfade und Wege dargestellt, die heute als Straßen (zum Beispiel die Simonsstraße) dem Stadtteil seine Struktur verleihen.
Im Laufe des 19. Jahrhundert siedelten sich zahlreiche Industriebetriebe am Arrenberg an, was dem Stadtteil irgendwann den Flair einer industriellen Vorstadt verlieh. Produktionsstätten, Fabrikantenvillen – viele davon entlang der Königstraße – und Arbeiterwohnungen prägten das Quartier. „Viele Wuppertaler sehen die ehemalige Königstraße ja nur als B7“, so Alexander Becker. „Früher war das eine imposante Allee, die mit Fabrikantenvillen gesäumt war.“ Der Arrenberg mauserte sich über die Jahre zu einem belebten Viertel, das auch für seine Wohlfahrtseinrichtungen bekannt war. Ein Waisenhaus, ein städtisches Armenkrankenhaus sowie eine psychiatrische Klinik wurden gebaut.
Arrenberg 2.0
Das Bild des Arrenbergs hat sich inzwischen stark gewandelt. Über 5 500 Einwohner leben hier heute auf einer Fläche von 0,86 Quadratkilometern. Der Verein Aufbruch am Arrenberg e. V. setzt sich seit 2008 für eine ganzheitliche Aufwertung des Quartiers ein. Eines der erklärten Ziele ist es, einen interkulturellen Dialog zwischen den Anwohnern und den Unternehmen vor Ort zu fördern. Außerdem will man mit Workshops, Kulturveranstaltungen und zahlreichen anderen Aktionen die Gemeinschaft stärken.
In den letzten Jahren wurde beispielsweise Wohnraum saniert oder neu erschlossen. Im Oktober 2010 wurde ein täglich geöffnetes Stadtteilbüro eingerichtet, und leerstehende Ladenlokale werden mittlerweile mit Zwischennutzung wiederbelebt. Mehrere Musik- und Tanzschulen, Galerien, Künstler, soziale Dienstleister und Gastronomie haben sich angesiedelt. Eigeninitiative ist hier zum Lebensgefühl geworden.